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Fazit: Mein Aufenthalt in der Espan Klinik

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Nun muss ich mich endlich dazu aufraffen, meinen abschließenden Bericht über meine Reha in der Lungenfachklinik zu schreiben.
Corona hatte mich total umgehauen und ich haderte damit, dass es mir bei der Entlassung schlechter ging, als ich ankam.

Aber inzwischen habe ich fast wieder den Stand erreicht, vor meiner Reha.

Als ich entlassen wurde, war ich überhaupt nicht glücklich. Es ging mir immer noch sehr schlecht. Ich hatte Angst, dass ich Zuhause nicht in den 3. Stock käme, denn es gibt keinen Fahrstuhl. Ich hatte immer noch oft Atemnot und mein Kreislauf und Blutdruck sind bei der kleinsten Anstrengung durch die Decke gegangen.
Ich hatte komplett falsche Vorstellungen von Covid. Mein ganzer Körper hatte verrückt gespielt. Ich brauchte zusätzlich Sauerstoff, konnte kaum 2 Meter laufen, ohne das ich nach Luft japste und oft Angst hatte zu ersticken. Mein Körper schmerzte und ohne Schmerzmittel hätte ich es überhaupt nicht aushalten können. Die Schmerzen hatte ich auch noch längere Zeit, nachdem ich negativ war. Der Geruchssinn kam auch erst nach ca. 3 Wochen langsam zurück. Schmecken konnte ich auch nichts und als der Geschmack wieder kam, schmeckte alles versalzen. Meine Haare wurden ganz brüchig und ich hatte Haarausfall. Noch schlimmer fand ich meine Haut. Ich hatte einen Ausschlag auf der Nase und sehr trockene, schuppige Haut, abgesehen von mehreren wunden Stellen.
So naiv, wie ich war, dachte ich, dass wenn ich erst wieder negativ bin, alles wieder normal wäre.

Leider war das ein Trugschluss. Zum Glück hatte ich Brigitte, eine 74-jährige Dame, die mich täglich anrief und erkundigte, wann ich wieder aus dem Zimmer darf. Ich war so froh, dass sie sich täglich bei mir meldete, mir ein Stück Torte vor die Tür stellte und sogar meine Wäsche gewaschen hatte, weil ich ja nicht raus durfte und keine saubere Wäsche mehr hatte. Leider hat mich letzte Woche die Nachricht erreicht, dass sie plötzlich und unverhofft verstorben ist. Sie war doch so voller Leben und hatte noch so viele Pläne.

Noch während meiner Zeit in Isolation wurde ich gefragt, ob ich eine Verlängerung möchte. Da ich ja dachte, dass ich nach Corona meine Reha einfach fortsetzen konnte, stimmte ich 2 Wochen zu.
Ich kann mich noch genau an dem Tag erinnern, als der Arzt anrief und sagte, ich darf mein Zimmer wieder verlassen und an den Therapien teilnehmen. Ich hab meine Maske geschnappt und wollte direkt runter ans Postfach um den Therapieplan raus zu holen.
Ich kam nicht weit. Nach nicht mal 2 Meter musste ich stehen bleiben und dachte, dass ich gleich kollabiere. Ich hab mich an die Wand gelehnt und als ich wieder Luft bekam, bin ich langsam ins Zimmer zurück, hab mein Notfallmedikament genommen, etwas Sauerstoff getankt und ein paar Atemübungen gemacht. Dann habe ich es noch mal versucht. Ganz langsam bin ich dann zum Fahrstuhl und zum Postfach. Es war der 22. Dezember und ich war froh, dass ich Weihnachten nicht alleine im Zimmer verbringen musste.

Mein Gesundheitszustand besserte sich nur ganz langsam. Wenn mir etwas fehlt, dann ist es die Geduld. Auf etwas warten zu müssen macht mich wahnsinnig. Ich will immer alles sofort, am besten schon gestern. Nicht zu wissen, wie lange ich noch so eingeschränkt bin, hat mich zermürbt. Ich haderte jeden Tag, dass ich nicht abgebrochen hatte und zu einem späteren Zeitpunkt noch mal eine Reha zu machen, wenn ich einen besseren Start hätte. Schließlich war mein Ziel, dass ich fitter werde und besser meine 3 Stockwerke hochkomme. Leider konnte mir keiner sagen, wie sich die Krankheit entwickelt, weil es bei jedem anders ist.
Ich bin als vorerst nicht arbeitsfähig entlassen worden. Ich war ständig müde, nach der kleinsten Anstrengung musste ich mich hinlegen. Da ich insgesamt 5 Wochen in Reha war, kam für mich eine Krankschreibung für länger als 1 Woche nicht in Frage. Ich wollte nicht ins Krankengeld rutschen. Noch am Tag, bevor ich wieder arbeiten ging, habe ich 2 Mal am Tag geschlafen. Dennoch habe ich es geschafft. Nun nach 2 weiteren Wochen habe ich fast meinen Stand vor Corona erreicht.

Ich dachte erst, dass mir die Klinik nichts gebracht hätte, außer Spesen nix gewesen, Schließlich muss ich 350 € Eigenanteil bezahlen und zusätzlich täglich 4,95 € für Internet und Fernsehen und zusätzlich 2 € täglich für den Parkplatz berappen. Da kam eine nette Summe von knapp 600 € zusammen und für 300 € hatte ich noch vorher Kleidung, Turnschuhe usw eingekauft. Aber im Nachhinein hat mir der Aufenthalt schon etwas gebracht. Es gab viele Informationen über die Krankheit und den Umgang mit Atemnot und der Angst. Die Atemübungen sind wirklich sehr gut und ich kann sie täglich Zuhause weiter anwenden.
Corona hat mir vor Augen gehalten, wohin meine Krankheit führt, wenn ich nicht mein Leben umstelle. Ich mache nun täglich meine Atemübungen, habe Fitnessbänder zum Muskelaufbau und ich habe mir einen Ergometer gekauft, damit ich wieder fitter werde. MTT hatte ich auch in der Klinik, aber viel Gewichte konnte ich nicht stemmen, weil mir dazu einfach die Luft gefehlt hat. Ich warte noch auf die Bewilligung zum Lungensport, dann werde ich ein mal in der Woche dorthin gehen.

Mein Fazit:
Die Ärzte fand ich sehr kompetent und haben sich auch Zeit genommen alles zu erklären.
Das Essen war lecker und absolut ausreichend. Besonders an Weihnachten und Silvester gab es tolle Menüs, die sogar an den Platz gebracht wurden. Man fühlte sich fast wie in einem Restaurant. Überhaupt ist das Personal sehr hilfsbereit.
Die Therapien sind sehr gut und es wird genau erklärt, wofür welche Übungen sind.
Es gibt eine Pflegestation. Wie es so ist im Leben, gibt es unterschiedliche Menschen und jeder liegt jedem. Aber es gibt eine Dame, die sticht einfach heraus. Immer gute Laune und ist sich für keine Arbeit zu schade. Leider habe ich ihren Namen vergessen.
Dann gibt es Frau Scheiner – Serviceleitung. Egal welches Problem auftaucht, sie kümmert sich darum. In den 5 Wochen, in denen ich dort war, war sie jeden Tag vor Ort, egal ob Weihnachten, Sonn- oder Feiertag. Ich hab mich immer gefragt, wie sie das macht. Eigentlich ist sie eine sehr routinierte und gefasste Person, außer man treibt es zu weit – also sehr zu weit. Na ja, ich habe ich an einem Tag nicht mit Ruhm bekleckert, mehr möchte ich dazu nicht sagen. Ich habe mich zwar mehrmals dafür entschuldigt, aber sie hat mich danach nie mehr geduzt und war sehr distanziert.
Es gibt auch einen Psychologen und Raucherentwöhnung mit Hypnose.
Das Einzige, was ich bemängel, ist das Reinigungsteam. Ich weiß natürlich nicht, ob vielleicht viele wegen Krankheit ausgefallen sind, aber die Sauberkeit in den Zimmern hat sehr zu wünschen übrig gelassen. Nachdem ich den Mangel gemeldet hatte, wurde zwar sofort geputzt, aber in meinen Augen nicht gründlich genug. Es kam wohl auch darauf an, in welchem Stockwerk man sein Zimmer hatte, denn es gab Patienten, die meinten, dass bei ihnen jeden Tag geputzt wurde.
Alles in allem hat die Klinik ein gutes Konzept, damit man wieder zu Kräften kommt und wieder freier atmen kann. Ich bin mir sicher, dass es mir inzwischen viel besser ginge, hätte ich mich nicht mit Corona angesteckt.

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